«Die Starken», Bundesamt für Kuriositäten, Departement Hydrologie, Kunst und Bau für Mobimo AG, Manegg Areal Zürich, 2023.

8 Aluminium Skulpturen bei den Eingängen ca. 30 x 100 cm (variabel), Wandermuschelskulptur an der Frontfassade ca. 2x 3m, 2 Aluminium Schilder (Makroinvertebraten Platz und Wirbelloserweg), Parkschild digital Print. Fotos © Markus Bertschi Fotografie

 

Das Projekt «Die Starken» ist ein augenzwinkernder künstlerischer Zugang der St. Galler Künstlerin Annina Thomann zum Manegg-Areal, der zwischen Wissenschaftlichkeit und künstlerischer Imagination spielt. Der Betrachter ist hin und her gerissen zwischen Realität und Fiktion in einem Quartier, das zwischen der überbordenden Natur des Flusses Sihl und den urbanen Rändern der Stadt Zürich angesiedelt ist. Ein Projekt, das nur für diesen Ort funktioniert. 

Es ist die erste permanente Installation der jungen Künstlerin und trifft mit seiner Materialisierung und Sprache den Geist der Zeit, zwischen Fake und Wahrheit angesiedelt. Die Protagonisten sind sphinx-artige Wesen halb Tier halb Mensch. Ein Thema, das von der Antike bis heute Faszination auslöst und berührt.

Das Material Aluminium referenziert auf die in der Architektur verwendeten Materialien, spielt aber auch mit der Zeit. Über die Jahre bekommt die Installation eine mattglänzende Aluminium-Patina. Thomann trat mit ihrer «Institution des Bundesamtes für Kuriositäten» schon an verschiedenen Orten für temporäre Anlässe auf. Für die Überbauung ZHil schlüpft sie in eine Rolle zwischen Kunst und Gewässerökologie. Sie analysiert die möglichen Auswirkungen des neuen Quartiers auf die «Urbewohner» der Sihl, die sogenannten Makroinvertebraten, auch Wirbellose genannt: von Auge sichtbare wirbellose Kleinstlebewesen wie Larven, Krebse, Muscheln, Würmer – witzige, absurde und sonderbare Wasserinsekten. Viele davon stehen auf der roten Liste und sind bedeutend für den Naturschutz. Neun unterschiedlichen Makroinvertebraten haben die besondere Aufmerksamkeit Thomanns erregt: eine Gruppe von Wandermuscheln, eine Eintags-, Stein- und Köcher-Fliegenlarve, ein Wasserkäfer, ein Strudelwurm, eine Wasserschnecke, ein Bachflohkrebs und eine Wasserassel. Im «Bundesamt für Kuriositäten» werden diese liebevoll „Die Starken“ genannt, abgeleitet vom Keltischen Wort „Sihl“, was die Starke bedeutet. Alle ausgewählten Spezies haben eine abnorme Grösse angenommen und legen ein auffälliges Verhalten an den Tag. Sie scheinen eine Art «Superkraft» zu entwickeln. Bereiten sie sich auf eine Art Evolution vor? Ist ein Auszug aus ihrem ursprünglichen, aquatischen Lebensraum geplant? Suchen sie nach Möglichkeiten, dem Klimawandel zu entfliehen? Oder sind sie einfach neugierig, was da entsteht und auf ihre baldigen neuen Nachbarn. 

Thomanns Werk macht mit ihren magischen, um ein vielfaches vergrösserten Wesen auf die «ursprünglichen» Bewohner der Sihl aufmerksam und setzt diesen ein Denkmal. Als Superhelden oder comic-artige Wesen werden sie zu Schutzpatronen jedes Hauseingangs und zur Landmark der Gesamtüberbauung. Teil der Gesamtinstallation sind verschiedene weitere Schilder zur Ortsbezeichnung. Der Platz zwischen den beiden Häusern der Mobimo wird zum «Makroinvertebraten Platz», der Weg dazwischen wird als «Wirbelloser Weg» ausgezeichnet. Ein «offizielles» Parkschild reserviert augenzwinkernd ein Makroinvertebraten- Parkfeld, vis-à-vis von einer Kinderkrippe, um schon die Jüngsten an erste Kunsterlebnisse heranzuführen.

 

Friederike Schmid, Projektmanagement Kunst und Bau-Projekte

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